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Monolog Technik Tipps & Tricks

Über Frequenzbandschwund und neues Leben für alte FRITZ!Boxen

Warum man immer einen alten Router in der Schublade haben sollte und wie man ihm neuere Sicherungsdaten schmackhaft machen kann.

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Der Idealzustand: Meine FRITZ!Box 7590 im Produktiveinsatz.

Bei so einem Router denkt man eigentlich als letztes daran, dass er irgendwann auf einmal den Geist aufgeben könnte. Sein größter Feind ist eigentlich nur das gemeine Gewitter. Blitz und Donner fritzt (sic!) dir gerne die FRITZ!Box über den Jordan. Aber sonst hält doch so ein Ding gefühlt ewig, oder?

Das dachte ich auch, bis ich irgendwann zunehmend Probleme mit einigen meiner Smart-Home-Komponenten hatte. Die Bridge meines smarten Türschlosses hat sich häufig darüber aufgeregt, dass sie nicht mehr die Öffnung meiner Treppenhaustür übernehmen kann. Ebenso wie meine Waschmaschine und mein Staubsaugerroboter „Noo-Noo“, die sich auch schon häufiger selbst aus dem WiFi gekegelt haben.

Das war ja schon fast Alltag im Hause Stohn, also hatte ich dem erstmal nur wenig Beachtung geschenkt …

Aber das Ding mit dem Türschloss hat mich dann doch irgendwann ziemlich genervt, sodass ich mich dann doch mal an die Fehlerbehebung bequemen musste. Doch mit Beheben war da nicht viel, da die Bridge mir in der Netzwerk-Suche einfach nicht mein eigenes WLAN anzeigen wollte.

Auch manuelles Eintragen der SSID, was sowieso manchmal bei ihr notwendig war, hatte nichts zur Besserung beitragen können.

Nach stundenlangem Rumprobieren, Rumresetten und Rumschreiben mit dem Support gab ich erstmal auf und riss das Viech aus der Steckdose im Flur, leuchtete sie mir schließlich mit ihrem „Hilfe, ich hab kein WLAN“-Geblinke jede Nacht durch meine offene Schlafzimmertür. Die steht offen, damit Noo-Noo um 7 Uhr durchsaugen kann.

Als ich mich einige Tage später mal aus Neugier an das Unterfangen namens HomeAssistant gewagt habe und dafür meinen Fernseher wieder ans WiFi klemmen wollte, schien ich selbst da in die gleiche Problematik zu rennen. Meine SSID war weit und breit nicht zu sehen.

Nicht mal Umbenennen half. Zumal die Sonderzeichen zuvor ja auch nie ein Problem waren.

Spätestens beim Auftrennen von 2,4- und 5-GHz-Netz dämmerte mir langsam, dass da irgendwas am Access Point faul und schimmlig sein musste …

Kurz vor’m Ende der Garantie

Die Funkkanalübersicht der defekten 7590: Gut zu erkennen die schwache Signalleistung des Havarie-Netzes der 7390, sowie des Access-Points des Druckers, die beide direkt neben der FRITZ!Box standen.

Meine FRITZ!Box 7590 war eigentlich – wie ihre Vorläufer 7390 und 7240 (aka 1&1 HomeServer) in meinem Haushalt – immer sehr zuverlässig. Somit kam mir ein Defekt an ihr direkt eigentlich erst so gar nicht in den Sinn.

Eigentlich ziemlich kurz gedacht, läuft so ’ne Büchse ja wie selbstverständlich 24/7 pausenlos vor sich hin. Da ist es ja nur eine Frage der Zeit, bis sich irgendwann dann doch mal ein Chip oder eine Antenne rauslötet. Sie fing ja kürzlich auch bereits das Fiepen an, was auch selten was Gutes bedeutet.

Beim Blick in die Funkkanal-Übersicht der Box konnte man sehr gut erkennen, dass das gesamte 2,4 GHz-Band einfach keine Leistung mehr hat. Die FRITZ!Box fand kein einziges Netz aus der Nachbarschaft mehr. Wo sich sonst fast 20 Netzwerke um die 13 verfügbaren Kanäle prügeln, war plötzlich absolute Funkstille im Äther. Lediglich der WiFi-Zugang meines Druckers wurde noch angezeigt, der ja auch direkt neben dem Router steht. Und der hatte auch nur noch 2 von 4 Balken …

Währenddessen bei der funktionierenden 7390: Volle Signalstärke bei den 5-GHz-Netzen (erste Zwei von oben) und die dürftige Ausbeute des 2,4er-Pendants aus dem selben Gerät (viertes Netz in der Liste).

Das erklärt auch, warum ich mit keinem 2,4 GHz-Client mehr in mein Netzwerk gekommen bin. Das Netz an sich war da, aber kam einfach nicht mehr weit genug.

Ich dachte schon, ich müsste mir erstmal eine neue Box kaufen, aber zum Glück bietet AVM ganze 5 Jahre Garantie auf das Teil – und meine war mit 4 ½ Jahren noch ganz knapp innerhalb dieses Gewährleistungsrahmens. Also fix den AVM-Support kontaktiert und ein RMA klargemacht.

Bisschen schade fand ich ja nur dabei, dass der Support mich mehrmals mit Artikeln aus der Wissensdatenbank zugeschmissen hat. Gefüllt mit Dingen, die ich allesamt schon unternommen hab bzw. als Fehler schon längst ausschließen konnte. Nicht umsonst habe ich all das lang und breit am Telefon und im darauffolgenden E-Mail-Verkehr ausformuliert.

Klar, die meisten Nutzer:innen, mit denen die Leute da zu tun haben, sind sicher etwas weniger versiert und müssen gerne mal öfter an das berühmte „Have you tried turning it off and on again?“ erinnert werden. Aber wenn man den Kolleg:innen damit eigentlich bereits die ganze Troubleshooting-Arbeit abnehmen wollte, kommt man sich dann doch schon ein wenig für dämlich verkauft vor …

Egal, ich hatte ja dann mein RMA-Formular und stand nun vor der Frage, wie ich denn nur in der nächsten Zeit ohne meinen Router ins Netz komme.

Meine alte FRITZ!Box Fon WLAN 7390 im Jahre 2016 – damals noch Daily-Driver bis zum Austausch durch die 7590 zwei Jahre später.

Wann ist „alt“ zu alt?

Ich hatte ja zum Glück noch meine alte, rote FRITZ!Box Fon WLAN 7390 in der Schublade. Die ist zwar vom Modem her ein wenig betagter und frisst daher nicht vollumfänglich das gute, deutsche Supervectoring-Kupfer, aber mit 100 von den eigentlich anliegenden 250 MBit/s käme ich in der Zeit ja auch ganz gut zurecht.

Also zog ich mir eine aktuelle Sicherung aus der 7590 heraus, klemmte meine frisch zurückgesetzte 7390 direkt an mein MacBook und versuchte eine Wiederherstellung.

Die Betonung liegt auf „versuchte“, denn mein Vorhaben wurde direkt erstmal durch die Tatsache gebremst, dass die Firmware – das sogenannte FRITZ!OS – auf der 7390 naturgemäß deutlich älter ist, als das auf meiner aktuell im Betrieb befindlichen Box.

Wir sprechen hier von einem Sprung von Version 6.87 auf 7.39 (Labor-Version). Aber selbst ein kleinerer wäre hier nicht hilfreicher, denn beim Wiederherstellen muss die Version der Ziel-FRITZ!Box identisch oder neuer zu der Version aus der die Sicherung gezogen wurde sein.

Also dämmerte mir schon, dass ich jetzt alle Einstellungen (oder zumindest die nötigsten für die Zeit) manuell in meine alte 7390 reinhacken muss. Puh, eigentlich so gar keine Lust darauf …

Meinen Frust erstmal auf Twitter geäußert, schrieb mir direkt der liebe @TheDukeInPurple, dass man eigentlich die Sicherungsdaten direkt im Texteditor seiner Wahl öffnen kann. Und vielleicht könnte man dort einfach den Versions-String im File anpassen und damit seine alte Box ein wenig an der Nase herum führen.

Natürlich musste ich das direkt ausprobieren, also hab ich aus der alten 7390 ebenso eine Sicherung exportiert, die Daten verglichen und dann die Versionsnummer der alten Box in den Header der neueren Datei geschrieben. Leider auch erstmal ohne Erfolg.

Ich kann doch nicht der Erste sein, der in so ein Problem gerannt ist. Es musste doch irgendeinen Weg geben, um die Sicherungsdaten gangbar für ältere Boxen zu machen, so weit wie eben technisch auch möglich. Und die gab es dann zum Glück!

Der Retter in der Not: FRITZ!Box JavaScript-Tool

Nach ein wenig kurzer Googlelei stolperte ich über die Webseite von Michael Engelke und seine FRITZ!Box-Tools: Ein Set von in PHP geschriebenen Werkzeugen, mit der man aus der Kommandozeile heraus verschiedenste Daten aus der FRITZ!Box auslesen, verarbeiten und wieder einspielen kann.

Nun, auf PHP und die Kommandozeile hatte ich zu dem Zeitpunkt auch eher weniger Lust, aber dafür gab es zum Glück die „Light-Version“, die auf den Namen FRITZ!Box JSTool hört.

JavaScript sei Dank läuft diese leicht abgespeckte Fassung direkt im Browser und ermöglicht genau das, was ich in der Situation gebraucht hab.

Aber so aus dem Stand heraus konnte ich auch nicht ganz erfassen, wo und wie ich genau jetzt vorgehe und vor allem genau WAS jetzt eigentlich an der Konfiguration geändert werden musste, damit die 7390 meine neuere Sicherung endlich frisst.

Zum Glück half mir da die dazugehörige Video-Einführung in das Tool, die mir zwei wichtige Punkte nahegebracht hat, die man beim Herumhacken in den Sicherungsdaten beachten sollte.

Einführung in das FRITZ!Box JSTool von Michael Engelke. Im zweiten Teil geht es konkreter um meinen Anwendungsfall, wie man veränderte Sicherungen in valide Konfigurationen für andere FRITZ!Boxen umgewandelt bekommt.

Neue Sicherungen in alte FRITZ!Boxen einspielen

An sich muss ich nur die Versionsnummerierung aus einer Sicherung der älteren Box in die der Neuen übertragen.

Mein Manuelles Rumfuhrwerken hätte an sich funktioniert, wäre da nicht ein kleines (aber umso wichtigeres) Detail am anderen Ende der Datei untergebracht: die Checksumme.

Durch diese kann die FRITZ!Box sicherstellen, dass die Datei ordentlich ist, keine Fehler enthält, oder gar frei von Manipulationen jeglicher Art ist. Okay, genau das wollen wir hier ja gerade tun. Gute Funktion, aber hier jetzt ein wenig im Weg.

Mit einem Klick wird die alte Checksumme gegen eine neue ausgetauscht, die die Sicherung gültig macht.

Die FRITZ!Box-Tools von Michael Engelke bieten da zum Glück eine einfache Möglichkeit diese Checksumme für alle vorgenommenen Änderungen neu zu berechnen und direkt auch auszutauschen.

An sich wäre das schon alles gewesen, aber die Versionsdifferenz hatte noch für ein anderes Problem gesorgt. Bis FRITZ!OS 7.14 waren gewisse Daten innerhalb der Sicherungen im Binärformat abgelegt. Seit Version 7.19 werden diese Daten in Base64 encodiert.

Ganz viele tolle Möglichkeiten – unter anderem die hier erlösende Funktion der Base64-zu-Binär-Konvertierung.

Ganz klar, dass die alte 7390 damit absolut nichts anfangen konnte. Aber die Tools haben selbst dafür eine einfache One-Click-Lösung parat.

Das klingt ja alles schon fast zu einfach und zu schön um wahr zu sein, aber tatsächlich konnte ich damit endlich eine Sicherungsdatei erzeugen, mit der meine alte, rote FRITZ!Box 7390 genau so läuft, wie es die 7590 bis kurz davor noch getan hat. Alles war genau so, wie es vorher war.

Naja, bis eben auf die DSL-Geschwindigkeit – aber da kann die Box ja auch nichts für.

Fazit: Lidl Horten lohnt sich

Und da zeigt sich wieder wie gut es manchmal ist alte Technik aufzuheben. Wenn man sich nicht gerade bei einem Provider einen Router gemietet hat, kann man nicht wirklich damit rechnen ein Ersatzgerät zu bekommen, wenn man das Teil mal einschicken muss.

Hätte ich die Mühle nicht mehr rumliegen gehabt, hätte ich schon längst zum aktuellsten Flagschiff – der FRITZ!Box 7590 AX – gegriffen und die dann „alte“ un-AXige 7590 nach ihrem Austausch zum Reservegerät degradiert. Denn die Neue dann wieder zurückzuschicken wäre auch ein wenig fies und alles andere als nachhaltig gewesen.

Aber von den Features hätte ich der Sprung auch kaum gelohnt, ist sie im Grunde nur eine leicht verbesserte Version von der Box, die ich ja bereits im Regelbetrieb hab.

Da warte ich lieber noch ein Weilchen auf eine 7690, oder was auch immer bis dahin das neueste Routerchen aus dem Hause AVM sein wird, und profitiere lieber bis dahin von meiner Technik-Horterei, falls mal wieder was kaputt gehen sollte.

Jetzt weiß ich ja, wie ich neue Daten in alte Boxen einspielen kann.

Und ihr jetzt hoffentlich auch!


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