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Monolog

Erzähl ma’ keine Stories, WordPress!

Was Insta kann, kann dein Blog jetzt auch. Aber irgendwie auch nicht wirklich gut.

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Eigentlich wollte ich vorgestern nur fix eine Überschriften-Idee für einen kommenden Blogpost festhalten, die mir kurz vor’m Zubettgehen eingefallen ist.

Als ich dafür fix die WordPress-App auf meinem iPhone geöffnet hab, wurde mein Plan perfide von einem Feature-Popover durchkreuzt.

WordPress wollte mich unbedingt wissen lassen, dass es „jetzt neu“ Story-Beiträge gibt. Und das Bild dazu suggeriert bereits, dass es genau die Form von Stories sind, die wir alle schon von sämtlichen anderen Social-Media-Plattformen lieben oder hassen.

Nur ein bog-standard Weblog sieht mir nicht direkt nach einem Ort für selbständig wieder löschende Inhalte aus. Wie funktioniert das ganze also konkret?

Um das herauszufinden hab ich direkt mal einen neuen Beitrag angelegt. Man wird direkt in eine Oberfläche geworfen, die sehr an die von Instagram erinnert. Nur beim Editieren mit ein paar mehr Fonts zur Auswahl und leicht kaputtem Padding bei Textuntergründen. Es sei denn, das soll so.

Filter sucht man in WordPress’ Adaption dafür aber vergebens. Vielleicht auch zum Glück.

Beim Fortfahren hat man sonst nur noch die Möglichkeit einen Titel, Kategorien, Schlagworte sowie einen Veröffentlichungszeitpunkt festzulegen. Mehr gibt es nicht einzustellen.

Ebenso karg wie die Optionen ist dann auch die Darstellung des Beitrags auf dem eigenen Blog. Das eingebettete Block-Element wirkt auf der Startseite ziemlich verloren und wird auch auf der jeweiligen Eintragsseite nicht größer dargestellt. Und das selbst in einem Standard-Theme.

Denn für mehr soll man das Element schließlich auch anklicken, um die eigentliche Story-Ansicht zu öffnen, die dann alle eingebetteten Bilder und Videos automatisch nacheinander abspielt. So wie man es zum Beispiel auch von Instagrams Weboberfläche kennt.

Nur im Gegensatz zu Instagram bleiben die Inhalte auch nach 24 Stunden noch immer für alle verfügbar. Außer man depubliziert sie eigenhändig in einem akuten Anfall von aufkommender Reue.

Dabei hat dir deine Freundin doch gesagt, dass die Latte-Art auf deinem Cappuccino vorhin asymmetrisch war.

Der Nachteil von Mobile-First-Webdesign.

Möchte man mehr aus seinem Post machen, muss man ihn erstmal privat veröffentlichen und dann bearbeiten. Erst dann bekommt man den gewohnten Editor, wo man das Story-Element mit Texten und Co. weiter ergänzen kann.

Nur warum jetzt das ganze? Will WordPress damit nun das Bloggen von Grund auf neu erfinden?

So neu ist das Feature jedenfalls nicht mehr. Nach ein wenig Recherche fand ich einen Post im offiziellen Blog von WordPress vom März 2021. Und da wird auch schon deutlicher, dass man damit eher eine neue und durchaus sehr beliebte Darstellungsform für Medieninhalte für alle Nutzer:innen des Jetpack-Erweiterungspakets implementieren wollte.

WordPress selbst sieht Inhalte wie Rezepte, How-Tos und kleine Fotostapel regelrecht zu Hause in dieser Darbietung. Und ganz so blöd finde ich den Gedanken nicht.

Aber als Leser hab ich selbst doch lieber einzelne Bilder, die sinnvoll und schön in den Fließtext eingearbeitet sind. Ein Blog ist für mich wie ein schön gestaltetes Magazin.

Für kurze, schnell konsumierbare Inhalte gehe ich auf Twitter und Instagram. Für alles andere gibt es eigenständige Webseiten und Blogs. Beides irgendwie miteinander zu vermengen mag zwar auf den ersten Blick logisch und zeitgemäß klingen, aber ein Mehrwert ergibt sich daraus oft auch nur selten.

Vielleicht könnte man damit auch all seine besten Instagram-Stories der letzen Wochen in einem Recap-Post zweitverwerten. Aber braucht man dafür überhaupt einen Blog? Erst recht dann, wenn die ganze eigene Zielgruppe eh nur noch in Apps zu Hause ist und kaum noch „klassische“ Webseiten ansteuert?

Und in Zeiten wo gefühlt jede Plattform – egal ob soziales Netzwerk oder Messenger – versucht ein uraltes Snapchat-Feature zum 169. Mal aufzuwärmen, ist man doch eigentlich ganz froh, wenn es Orte gibt, die ihrem altbewährten Grundprinzip treu bleiben. Und nicht dann mit aus dem Fenster springen, wenn es alle anderen tun.


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